Das war ein großer Tag…

… der Tag, an dem wir uns von Berni verabschiedet haben. … 27 Jahre und ein Tag nachdem Berni und ich uns das erste Mal geküsst haben.

Wir waren alle da… haben ihm gezeigt, dass wir viele sind, haben wunderbare Worte gefunden, Ihr habt Ihn getragen, wir haben alle zusammen geweint, Erinnerungen ausgetauscht, uns getröstet, gelacht, gespeist und auf Berni angestoßen, Musik gemacht und gesungen, bei seinem Lieblingswetter in der Sonne gelegen, in den ersten Stunden des neuen Tages angefangen zu tanzen… Ich habe jede Sekunde intensiv gespürt, mich nicht alleine gefühlt und gesehen, dass es unseren Töchtern gut geht, Berni ist überall, das Leben wird weiter gehen… im Moment hält es jedoch noch den Atem an.

Trauerfeier

Die Trauerfeier ist in der Vorbereitung. Es gibt viele Dinge, die zu entscheiden sind.

Denkt daran, dass Dirk, der die Trauerrede hält, und wir auf Eure Beiträge bauen. Es ist für den einen oder anderen bestimmt auch eine schöne Gelegenheit noch einmal das Wort an Berni zu richten. Wenn Ihr mögt und zum Winterfest nicht dazu gekommen seid, bringt Fotos mit, dann können wir sie gemeinsam betrachten und Erinnerungen austauschen…

Wir werden Eure Hilfe und Unterstützung für Bernis letztes Fest brauchen. Ich melde mich, wenn ich weiß, was alles zu tun ist.

Durch diese ganzen organisatorischen Dinge haben wir drei Mädels jedoch noch lange keine Idee von unserem neuen Alltag. Ein wenig haben wir Angst davor aber auf der anderen Seite vertraue ich darauf, dass wir etwas entwickeln werden, das ein wenig was von früher, ein wenig was von Berni und etwas neues enthält. Mit dem Wohnzimmer haben wir schon angefangen…

Wir brauchen Eure Erinnerungen…

Wir beschäftigen uns mit der Trauerfeier. Es ist uns wichtig, dass alles so ist, wie Berni und wir es uns wünschen. Dirk hat die Aufgabe übernommen, sich um die Trauerrede zu kümmern. Vielen Dank dafür, ich kann mir niemand besseren vorstellen!

Dafür brauchen wir Eure Geschichten, Eure Bilder, Eure Erinnerungen, die Ihr mit Berni verbindet. Bitte nehmt Euch noch einmal die Zeit – ALLE, die Ihr diesen Blog lest – und schickt bis zum 18.05. unter dem Betreff Erinnerungen, was Ihr erzählen könnt, an:

meibaum@htp.com

Dazu ist es wichtig zu mitzuteilen, aus welchem Zusammenhang Ihr Berni kennt. Und bitte gebt es weiter in Euren Kreisen… dem Freundeskreis, dem Fachbereich, der SPD…

Langsam tröpfelt die Erkenntnis in mein Bewusstsein…

Der erste Moment war gestern, kurz nachdem Berni gestorben war. Die Trauer gemischt mit der Erschöpfung der letzten durchwachten Nächte, der Anspannung und Intensität der vergangenen sieben Monate überschwemmte mich wie eine riesige Welle. Ich wusste, wenn ich jetzt diesem Gefühl nachgebe, kann ich nicht mehr aufstehen…

Es war wichtig, dass die Kinder sofort zu ihm konnten, dass diejenigen kommen konnten, die zuletzt oder immer mal vorher so nah dran waren. Amelie und später auch Chiara spielten Klavier. Es wurden Essen und Getränke gereicht, wir saßen zusammen und weinten, lachten, mussten nicht mehr leise sein, redeten und passten weiter auf ihn auf…

Dann kam der unausweichliche Moment, als er diese Wohnung verlassen musste. Ich hatte das Gefühl, es nicht zulassen zu können. Imke hatte alles im Hintergrund geregelt, damit es so ist, wie ich es wollte. Irgendwer hat dafür gesorgt, dass alle Kerzen in den Händen halten konnten… wir standen auf dem Balkon oder im Hof… Er wurde von der Familie und den Freunden begleitet und getragen. Jetzt muss ich nicht nehr aufpassen… aber wie geht das?

Im Anschluss saßen wir im Hof, haben Feuer gemacht, gesungen, Schnaps getrunken und uns gegenseitig getröstet.

Ein unendlich langer Tag ging irgendwann zuende.

8:20

… war es vorbei. Ganz sanft, ganz leise, bei seiner Lieblingsmusik und ich war dabei. Die Kinder konnten ihn sofort im Anschluss sehen, die Nachbarn, die Familie, die Freunde… alle da… es wird geredet, geweint, auch mal ein wenig gelacht, gegessen, getrunken… Berni sieht uns bestimmt und ich glaube, dass es ihm gefällt.

Wir lauschen Bernis Atem…

Berni braucht immer weniger… ein wenig Entlastung durch leichte Positioswechsel, den Mund feucht halten, die mindestnotwendige medizinische Versorgung, Liebe…

Bis auf ganz wenige unsichere Momente, die durch die umfangreiche Unterstützung (auch fachliche), die wir haben, entspannt werden konnten, ist alles friedlich und normal. Es ist immer jemand hier. Gestern saßen wir zeitweise zu zehnt am Tisch und haben gegessen. Wir stellen uns vor, dass es schön ist für Berni unsere Stimmen und auch manchmal unser Lachen zu hören. Aber es ist auch immer ein Arm zum Weinen da.

Jetzt, da der Moment immer näher rückt, wird es noch wichtiger den Bedürfnissen von uns Mädchen zu begegnen… vorauszuahnen, was notwendig sein wird im entscheidenden Moment und danach… erste Gedanken zur Trauerfeier zu bewegen… Wie wird es sein, wenn wir „keine Aufgabe“ mehr haben? Wie kann das, was wir hier jetzt erleben, auch anderen Mut machen?

Wir sind hier von ganz vielen Armen umfangen…

Wieder ein Tag mit Bernis Lieblingswetter…

Wir sind jetzt in einer Phase, in die wir uns erstmal einfinden mussten. Nun fühlt es sich wieder richtig an.

Es ist der ganz normale Prozess des Sterbens und Berni darf unversehrt in seiner vetrauten Umgebung sein, umgeben von unseren Freunden und der Familie.

Ich werde jetzt hier sein, bis Berni sich entschieden hat zu gehen. Ich wünsche mir, dass immer jemand in Bernis Nähe ist, dass nachts immer jemand in seinem Zimmer wacht, dass die Athmosphäre bei ihm im Zimmer ruhig ist, dass er auch mal in Ruhe gelassen wird, dass wir wenn wir bei ihm sind daran denken dass es ihm gutgehen muss, dass wir ihm das Gefühl geben, dass für alles gesorgt ist… dass er gehen darf.

Eine weitere Nacht ist vorbei…

Ich merke, dass ich ruhiger werde, wenn ich hinter ihm liege… ist das loslassen?

Nach den kurzen Momenten, die wir nun die Tage hatten, ist Bernis Rückzug noch deutlicher geworden. Wie schön, dass er hier bei uns ist und wir nichts verpassen können, wir jeden guten Augenblick nutzen können, wir ihm jederzeit beistehen können, auch wir in vertrauter Umgebung sind, wir uns von unseren Freunden und unserer Familie umarmen lassen können, wir alle zusammen essen können – nicht vorstellbar, dass Berni nicht mehr mit uns zusammensitzen wird…

Berni bestimmt das Tempo…

Berni hat gestern Abend und heute morgen einiges mitzuteilen gehabt… sogar das eine oder andere Wort, Umarmungen, ein paar Küsse. Das war schön für uns.

Berni gibt jetzt das Tempo vor. Wir tun alles, was gut für ihn ist. Aber was das ist, bestimmt er alleine.