Es kam wieder anders…

Für Freitag, den 27.04. war viel geplant. Es stand ein MRT-Termin sowie der Besuch des MDK an (Überprüfung zu meinem Antrag zur Erhöhung der Pflegestufe). Alles war durchgeplant, weil das ohne Hilfe nicht zu schaffen gewesen wäre. Dazu kam die vorletzte Abiklausur von Aline.

In der Nacht zum Freitag kam es jedoch anders. Bei allen Familienmitgliedern – außer mir – setzten massive Symptome eines Magendarminfektes ein. Ich habe mich in dieser Nacht nicht ein einziges Mal hinlegen können… aber am Morgen kam dann Hilfe (Danke an Heike und an alle, die noch im Hintergrund tätig waren!) und wir konnten gemeinsam den Tag bewältigen. Aline brauchte bis 12:00 ein Attest, MRT fiel aus, dem MDK konnte ein überzeugendes Bild geboten werden.

Inzwischen geht es den Mädels wieder gut aber Berni ist in eine große Schwäche geraten. Die meiste Zeit befindet er sich in seiner eigenen Welt, schläft viel, kann nichts alleine, Sprechen fällt schwer, aufstehen funktioniert garnicht. Es ist friedlich, kuschelig und traurig bei uns…

Noch etwas…

DANKE, dass Ihr alle nicht aufhört, nachzufragen und Hilfe anzubieten!!

Selbst dann,

…wenn es keine Antwort von mir gibt!
…wenn Ihr Angst vor der Antwort habt!
…wenn Ihr Euch vielleicht nicht vorstellen könnt, wie es sich anfühlt.
…wenn…

Wo fange ich bloß an…

Schon längst wollte ich schreiben… aber… zuerst wollte ich es nicht beschreien, dann wollte ich es nicht wahr haben und dann waren wir schon mitten drin…

Berni ist jetzt an einem Punkt angekommen, an dem er für sich die Zuversicht nicht mehr aufrecht erhalten kann. Die Konfrontation mit der Endlichkeit raubt ihm alle Kräfte. Die Trauer, die Verweiflung, die Wut… sie durchdringen seinen Alltag und damit auch unseren. Im Vordergrund steht für ihn auch immer, die Belastung, die er für uns darstellt… Der gesamte Fokus liegt für ihn auf der Schattenseite seines Lebens.

Wir hatten eine Zeit, in der es sich anfühlte, als gäbe es viel, was man für ihn tun könnte. Momentan ist es sehr schwierig. Vieles ist zu anstrengend, überfordert, erinnert an das, was nicht geht… Das, was geht, kann er nicht erkennen. Dennoch ist unglaublich viel zu tun.

Sein Antrieb ist gestört, so dass er sich zu wenig bewegt. Das führt wiederum zu Rückenschmerzen. Die Reihenfolge der Bewegungsabläufe ist oft nicht mehr klar, so dass es schnell zur Verzweiflung über die eigene Unfähigkeit kommt. Das Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht verlässlich, dadurch ist es ihm oft nicht möglich, z.B. einer Geschichte zu folgen. Die Reizschwelle ist sehr gering… Lautstärke, Schnelligkeit… alles zu viel.

Berni hatte seine Chemo-Zyklen auf Grund einer Lungenentzündung unterbrechen müssen. Jetzt hat er gerade sein zweites Mal abgeschlossen. Dass er positiverweise keinerlei Nebenwirkungen zeigt, kann ihn momentan nicht erreichen. Einer Hyperthermie-Therapie steht er skeptisch gegenüber.

Um den Alltag besser bewältigen zu können, habe ich nun die Erhöhung des Pflegegrades angemeldet. Dadurch, dass meine Familie uns unter die Arme greift, werde ich nun in der Lage sein, mir zusätzliche Unterstützung zu holen. Durch die Hilfe unserer Nachbarn und Freunde können die Mädchen und ich uns immer mal ein wenig Zeit zu Dritt nehmen oder ich setze mich auf einen Cappucchino ins Café.

Leider sind wir nun in einem Stadium, in dem ich darauf achten muss, wem ich was zumuten kann und wie Berni es verkraftet…

Trotz allem suchen wir weiter nach den guten Momenten… und wir finden sie auch… hier und da…