… war es vorbei. Ganz sanft, ganz leise, bei seiner Lieblingsmusik und ich war dabei. Die Kinder konnten ihn sofort im Anschluss sehen, die Nachbarn, die Familie, die Freunde… alle da… es wird geredet, geweint, auch mal ein wenig gelacht, gegessen, getrunken… Berni sieht uns bestimmt und ich glaube, dass es ihm gefällt.
Autor: Heike
Wir lauschen Bernis Atem…
Berni braucht immer weniger… ein wenig Entlastung durch leichte Positioswechsel, den Mund feucht halten, die mindestnotwendige medizinische Versorgung, Liebe…
Bis auf ganz wenige unsichere Momente, die durch die umfangreiche Unterstützung (auch fachliche), die wir haben, entspannt werden konnten, ist alles friedlich und normal. Es ist immer jemand hier. Gestern saßen wir zeitweise zu zehnt am Tisch und haben gegessen. Wir stellen uns vor, dass es schön ist für Berni unsere Stimmen und auch manchmal unser Lachen zu hören. Aber es ist auch immer ein Arm zum Weinen da.
Jetzt, da der Moment immer näher rückt, wird es noch wichtiger den Bedürfnissen von uns Mädchen zu begegnen… vorauszuahnen, was notwendig sein wird im entscheidenden Moment und danach… erste Gedanken zur Trauerfeier zu bewegen… Wie wird es sein, wenn wir „keine Aufgabe“ mehr haben? Wie kann das, was wir hier jetzt erleben, auch anderen Mut machen?
Wir sind hier von ganz vielen Armen umfangen…
Wieder ein Tag mit Bernis Lieblingswetter…
Wir sind jetzt in einer Phase, in die wir uns erstmal einfinden mussten. Nun fühlt es sich wieder richtig an.
Es ist der ganz normale Prozess des Sterbens und Berni darf unversehrt in seiner vetrauten Umgebung sein, umgeben von unseren Freunden und der Familie.
Ich werde jetzt hier sein, bis Berni sich entschieden hat zu gehen. Ich wünsche mir, dass immer jemand in Bernis Nähe ist, dass nachts immer jemand in seinem Zimmer wacht, dass die Athmosphäre bei ihm im Zimmer ruhig ist, dass er auch mal in Ruhe gelassen wird, dass wir wenn wir bei ihm sind daran denken dass es ihm gutgehen muss, dass wir ihm das Gefühl geben, dass für alles gesorgt ist… dass er gehen darf.
Eine weitere Nacht ist vorbei…
Ich merke, dass ich ruhiger werde, wenn ich hinter ihm liege… ist das loslassen?
Nach den kurzen Momenten, die wir nun die Tage hatten, ist Bernis Rückzug noch deutlicher geworden. Wie schön, dass er hier bei uns ist und wir nichts verpassen können, wir jeden guten Augenblick nutzen können, wir ihm jederzeit beistehen können, auch wir in vertrauter Umgebung sind, wir uns von unseren Freunden und unserer Familie umarmen lassen können, wir alle zusammen essen können – nicht vorstellbar, dass Berni nicht mehr mit uns zusammensitzen wird…
Berni bestimmt das Tempo…
Berni hat gestern Abend und heute morgen einiges mitzuteilen gehabt… sogar das eine oder andere Wort, Umarmungen, ein paar Küsse. Das war schön für uns.
Berni gibt jetzt das Tempo vor. Wir tun alles, was gut für ihn ist. Aber was das ist, bestimmt er alleine.
Danke, dass Ihr an uns denkt!
Einige von Euch haben angefangen, Bernis Profilbild ebenfalls für ihr eigenes bei Whatsapp zu nutzen. Das ist sehr berührend, weil es immer mehr werden!

Unser Leben… ein Ausnahmezustand! Irgendwoher kommt Essen, der Tisch ist gedeckt, die Geschirrspülmaschine ist ausgeräumt – dass ich diverse Dinge nicht mehr wieder finde, ist vollkommen unwichtig – die Wäsche ist gewaschen, der Rasen ist gemäht… alle haben Zeit und Berni kann entscheiden, wie es jetzt weiter gehen soll. Wir können ihm helfen loszulassen, in dem wir ihm versichern, dass für alles gesorgt ist.
Wenn genug Menschen da sind, kann ich mich manchmal auch der Trauer hingeben, weil ich weiß, dass ich mich um nichts kümmern muss. Wenn zu viele Menschen da sind, bin ich auch mal überfordert. Wenn ich nachts alleine bin, kommen die böse Geister. Ich muss darauf achten, dass es richtig ist. Bitte seid mir nicht böse, wenn ein Besuch mal nicht möglich ist und danke, dass Ihr mich nachts nicht alleine lasst.
Der Abschied rückt näher…
Berni schläft die ganze Zeit sehr ruhig und reagiert nicht mehr. Seine Atmung ist unregelmäßig, kein Essen, kein Trinken… nur den Mund feucht halten. Er soll keinen Durst haben müssen… wir haben Alternativen gefunden, damit er die notwendigen Medikamente weiter bekommt. Er soll keine Krämpfe bekommen. Er soll keine Schmerzen und keine Panik haben. So hat er es sich gewünscht.
Es ist immer jemand da. Alle kümmern sich… Danke Andrea, dass Du diese Nacht hier verbracht hast.
Es ist ruhig, friedlich und traurig bei uns. Aber es wird auch immer wieder gelacht, weil wir in den alten Geschichten kramen… und es gibt sooo viele!
Unser Berni…
… ist kaum noch da. Er schläft und ist den Rest der Zeit in seiner Welt. Aber keine Schmerzen… auch keinen Hunger und keinen Durst. Schwierig die Medikamente zu geben… ohne gibt es Nebenwirkungen. Irgendwie klappt es dann doch.
Manchmal bekommt man ganz kleine Momente geschenkt… einen Händedruck, einen Kuss. Mein Lieblungsplatz ist hinter ihm im Bett, mit der Nase in seinem Nacken. Kein Bedürfnis aus dem Haus zu gehen, lieber bin ich hier bei meinen liebsten Menschen.
Es ist jedoch auch einiges zu regeln aber es ist nicht mehr so drängend… so lebenswichtig. Man kann jetzt nicht mehr so viel falsch machen. Das ist unglaublich erleichternd.
Wir werfen gerade einen neuen Blick auf die Endlichkeit…
Wie wird es weiter gehen?
Inzwischen unterstützt uns am Vormittag Svitlana. Sie ist sehr herzlich und tut Berni und uns gut. Außerdem kann sie kochen…
Das ist gut, denn das Essen ist für Berni nach wie vor eine Freude… wir sitzen dann gemeinsam mit unseren Tellern in seinem Zimmer und er lauscht unseren Gesprächen. Manchmal muss er gefüttert werden und man muss darauf achten, dass er genug trinkt.
Bernis Schwäche will nicht weichen… alles ist unverändert, vielleicht sogar ein wenig schlechter. Sitzen an der Bettkante geht manchmal, aufstehen ist unmöglich.
Wie wird es weitergehen? Was erhoffen wir uns? Was können wir erwarten?
Es kam wieder anders…
Für Freitag, den 27.04. war viel geplant. Es stand ein MRT-Termin sowie der Besuch des MDK an (Überprüfung zu meinem Antrag zur Erhöhung der Pflegestufe). Alles war durchgeplant, weil das ohne Hilfe nicht zu schaffen gewesen wäre. Dazu kam die vorletzte Abiklausur von Aline.
In der Nacht zum Freitag kam es jedoch anders. Bei allen Familienmitgliedern – außer mir – setzten massive Symptome eines Magendarminfektes ein. Ich habe mich in dieser Nacht nicht ein einziges Mal hinlegen können… aber am Morgen kam dann Hilfe (Danke an Heike und an alle, die noch im Hintergrund tätig waren!) und wir konnten gemeinsam den Tag bewältigen. Aline brauchte bis 12:00 ein Attest, MRT fiel aus, dem MDK konnte ein überzeugendes Bild geboten werden.
Inzwischen geht es den Mädels wieder gut aber Berni ist in eine große Schwäche geraten. Die meiste Zeit befindet er sich in seiner eigenen Welt, schläft viel, kann nichts alleine, Sprechen fällt schwer, aufstehen funktioniert garnicht. Es ist friedlich, kuschelig und traurig bei uns…